Tradition und Spaß beim Steiner-Chilby-Feiertag

Die Steiner Chilbi

Ganz unübersehbar und unüberhörbar ist erst wieder die Steiner Chilbi.

Auch dieser Brauch geht auf die Kirche zurück: Chilbi heisst Kirchweih, ist das Fest unseres Kirchenpatrons St. Jakob. Sie ist immer am fünften Sonntag nach dem 1. September, damit meist am ersten Sonntag im Oktober. Bis zum Krieg 1914-18 war sie mit einem Vieh- und Warenmarkt verbunden, dem „Steiner Märt“. Dieser hat eine alte Geschichte: Schon 1501 erwähnt das Landbuch von Schwyz, auf dem Hofmattli nahe der Steineraa-Brücke werde „allda auf St. Mauriti Tag ein grosser Jahrmarkt, sonderlich von Pferden“, gehalten. St. Mauritius ist am 22. September. Dieser Markt, an der Gotthardroute Brunnen – Steinen – Sattel – Zürich gelegen, war immer gut besucht, Steinen war auch Zollstätte.

Ein Kuriosum: 1889 gab es am Steiner Märcht einen Photographen-Stand auf dem Plätzli bei der Brücke.

Ende der zwanziger, anfangs der dreissiger Jahre war sogar eine zweistöckige Riitschuel mit „Nusstrüllern“ in Betrieb. Diese fassten zwei bis drei Personen, liefen aussen mit dem Karussell rundum und drehten sich gleichzeitig in Gegenrichtung. In den Dreissigern gab’s dafür einmal gar kein Karussell. Die Musikgesellschaft hatte eins gemietet, um zu etwas Geld zu kommen, konnte es dann aber nicht zusammensetzen. Das war für die Kinder eine traurige Chilbi! Später durfte eine Rössli-Riiti niemals mehr fehlen, der grösste Nervenkitzel war die „Chettäli-Riiti“.

Kirchenmesse Steiner Chilbi

Heute hat sich die Steiner Chilbi zur weit und breit bekanntesten Kirchweih entwickelt. Für ein so kleines Dorf wartet sie mit glänzenden Ländler-Kapellen auf, Reitschulen, Budenbetrieb. Auch moderne Unterhaltungs-Maschinerien, Auto-Scooter fast wie in einer Grossstadt, sind immer dabei. Das schöne Wetter hat die Steiner Chilbi sowieso gepachtet.

Eine beliebte Chilbi-Spezialität – auch an der Fasnacht nicht verschmäht ? sind die Chilbi-Krapfen mit Bire-Kösi-Füllung. Die beiden Bäcker schmoren davon bis zu 50 000 Stück im süttigen Fett und liefern sie weit in der Innerschweiz herum. In den Gaststätten erlabt man sich an Hafä-Chabis, Rippli mit Chruud oder Milken-Pastetli.

…und der Samichlaus…

Um den alljährlichen Brauchtumsrundgang nicht zu ernst zu beenden, hier noch eine kleine Anekdote, die dem Nikolaus in Steinen vor ein paar Jahren widerfuhr: Passenderweise klopfte der Weihnachtsmann mit seinem „Dreck“ an ein Dorfhaus. Die Kinder haben große Angst auf der Bank. Der Weihnachtsmann sprach feierlich zur sechsjährigen Franzli: „Ja, in meinem goldenen Buch steht, dass du gerne unhöflich redest und flucht!“ Wenn sich das bis zum nächsten Jahr nicht ändert, muss Dirty Little dich in seinen Sack stecken und in den Wald mitnehmen! „F was du mir antun willst!“

Der Heiligen Gesellschaft blieb keine andere Wahl, als sich so diskret wie möglich zurückzuziehen.

Das Rad der Zeit dreht sich weiter, nicht an Ort und Stelle wie das feste Rad der Macchina sine Deus. Ja, das Motorradfahren schreitet voran, auf dem Weg in die Ewigkeit, auf guten oder schlechten Straßen, Jahreszeiten von Schissigässli oder N4, Zoll sorgt für Schnitte und Ordnung im immer enger werdenden Kreis, Orientierungspunkte, die Trost versprechen: Wir Menschen befinden uns nicht in einer hoffnungslosen Verschlossenheit Weg, das Fahrrad rollt vorwärts, fliegt in den Himmel!